Für welche medizinischen Anwendungen wird Künstliche Intelligenz (KI) bereits eingesetzt? Wird KI Radiolog:innen ersetzen? Was sind die größten Chancen und wie lassen sich Risiken vermindern? Dies und mehr haben fünf Expert:innen aus Wissenschaft, Klinik und Industrie beim diesjährigen Bioengineering Day diskutiert. Die Veranstaltung fand am 23. Juni am Munich Institute of Biomedical Engineering (MIBE) der Technischen Universität München (TUM) in Garching statt.
Nach der Eröffnung durch Institutsdirektor Prof. Franz Pfeiffer präsentierten die Referent:innen spannende Aspekte der Entwicklung von KI in der Medizin. Auf eine kurze Zeitreise von den ersten Röntgenstrahlen über die Präzisionsmedizin bis hin zu Zukunftsszenarien mit digitalen Zwillingen folgte ein Vortrag zum Einsatz generativer KI im medizinischen Kontext – gewissermaßen dem „Chat-GPT-Moment in der Medizin“. KI könnte beispielsweise Eigenschaften, Struktur und Funktion von neuen Wirkstoffen vorhersagen und so die bisher langwierige und teure Entwicklung von Medikamenten beschleunigen.

Bild: Astrid Eckert / TUM

Bild: Astrid Eckert / TUM

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Radiologie und klinische Anwendung
Die nächsten Vorträge befassten sich mit dem Schwerpunkt medizinische Bildgebung. Ob bei der Bilderfassung, der Bildverarbeitung oder der Unterstützung von Diagnosen, KI birgt ein in diesem Bereich ein enormes Potential. Lassen sich zum Beispiel Bilder in der Magnetresonanztomographie aus weniger Daten als bisher rekonstruieren, wirkt sich das direkt auf Patient:innen aus. Diese müssen dadurch weniger Zeit im MRT-Gerät verbringen.
Zu den aktuellen Herausforderungen zählen dagegen Bias und Fairness der Daten, auf denen die Modelle basieren. Auch die größere Varianz von Daten unter realen Krankenhausbedingungen im Vergleich zu Trainingsdaten stellt noch eine Herausforderung dar. Interaktionen und Rückkopplungen zwischen einzelnen Schritten in klinischen Prozessen könnten Anwendungen von KI für die klinische Praxis verbessern.
Ethische Verantwortung bei der Technologieentwicklung
KI-Anwendungen stehen heute noch am Anfang, entwickeln sich aber rasch weiter. Verantwortung bei der technologischen Entwicklung zu übernehmen und soziale, ethische und politische Dimensionen von Anfang an einzubeziehen, war ebenfalls ein zentrales Thema der Veranstaltung.
An der TUM gibt es hierfür sogenannte Embedded-Ethics-Projekte, in denen beispielsweise Medizinethiker:innen gemeinsam mit Ingenieuer:innen und Informatiker:innen in Projekten arbeiten und bei der Entwicklung neuer Technologien potenzielle ethische, soziale und politische Auswirkungen einbeziehen.
Podiumsdiskussion und Einblick in eine Ausgründung der TUM
In der Podiumsdiskussion vertieften die Redner:innen einzelne Aspekte, von den Anforderungen an Absolvent:innen, dem internationalen Wettbewerb, der Verantwortung und Haftung bei KI-gestützten medizinischen Anwendungen bis hin zu Patient:innendaten und weiteren Bereichen, in denen KI bald klinisch eingesetzt werden könnte.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch einen Einblick in eine Ausgründung der TUM im Bereich KI und Medizin: Bonescreen entwickelt KI-basierte Technologie zum Osteoporose-Screening mithilfe von Biomarkern in medizinischen Bilddaten. Zum Ausklang des Abends tauschten sich die Teilnehmer:innen in entspannter Atmosphäre bei Essen und Getränken aus.

Bild: Astridk Eckert / TUM

Bild: Astrid Eckert / TUM
Weitere Informationen
Übersicht Referent:innen:
- Prof. Dr. Joachim Hornegger
Präsident Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
"AI: A Game Changer in Medicine" - Dr. Nicola Rieke
NVIDIA, MICCAI Board Member
"Bringing medical AI to the point of care: challenges and opportunities" - Prof. Dr. Daniel Rückert
Lehrstuhl für Artificial Intelligence in Healthcare and Medicine, TUM
"AI and the future of radiology" - Prof. Dr. Marcus Makowski
Professur für Radiologie
Direktor des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie, Klinikum rechts der Isar der TUM
"From quantitative biomarkers / artificial intelligence to clinical translation in Radiology" - Prof. Ruth Müller
Lehrstuhl für Wissenschafts- und Technologiepolitik, TUM
"AI in medicine – social, ethical and political challenges" - Prof. Dr. Jan Kirschke
CEO, Bonescreen GmbH
Geschäftsführender Oberarzt, Abteilung für Interventionelle und Diagnostische Neuroradiologie, Klinikum rechts der Isar der TUM
Moderation: Dr. Christine Hutterer
Pressekontakt
Media Relations MIBE
presse@bioengineering.tum.de