Pascal Wodtke, Student im neuen Masterstudiengang „Biomedical Engineering and Medical Physics“ (Bild: privat)
Pascal Wodtke, Student im neuen Masterstudiengang „Biomedical Engineering and Medical Physics“ (Bild: privat)

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Ziel: als Physiker in der Klinik

Im Interview: Pascal Wodtke, Student im Masterstudiengang Biomedical Engineering and Medical Physics

Pascal Wodtke hat an der TUM einen Bachelor in Physik mit dem Schwerpunkt Biophysik gemacht und studiert jetzt im neuen Masterstudiengang Biomedical Engineering and Medical Physics. Im Interview erklärt er, warum er sich für diesen Studiengang entschieden hat, und spricht über seine Eindrücke von der digitalen Lehre.

Herr Wodtke, Sie gehören zu den ersten Studenten im Masterstudiengang Biomedical Engineering and Medical Physics

Ja, tatsächlich habe ich mich ein Semester vor dem offiziellen Start für Biophysik eingeschrieben, aber von Anfang an die Klausuren für den neuen Studiengang geschrieben und gewartet, dass er zugelassen wird.

War Ihnen dann nach dem Bachelor gleich klar, dass Sie sich für diesen Studiengang einschreiben wollten?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe nach dem Bachelor ein Jahr gearbeitet und auch zwei Praktika in verschiedenen Bereichen gemacht – einfach, um mich beruflich umzuschauen. Das Jahr habe ich auch gut genutzt, um mir anzusehen, was ich im Master machen kann – auch an anderen Universitäten. Das lag auch daran, dass es hier im Physik-Bachelor Aspekte gab, die mir nicht so gut gefallen haben und die ich im Master gerne vermeiden wollte.

Und da entspricht der Studiengang Ihren Erwartungen? 

Ja. Zum Beispiel war es zwar gut, dass ich im Bachelor viel Theorie gelernt hatte, fand die Klausurvorbereitung aber sehr zeitaufwendig. Im Master wollte ich mich stattdessen auf eine Sache spezialisieren und mehr Wissen in einem speziellen Bereich gewinnen. Der Master ist der einzige Physik-Studiengang der TUM, bei dem man kein Theoriefach belegen muss.

Ich finde es auch sinnvoll, wie das Praktikum gestaltet ist – dass man sich hier intensiv mit einem Thema befasst und sich schon ein wenig spezialisiert, statt sich verschiedene Themen kurz anzuschauen. Und natürlich hat es thematisch gut gepasst. Ich wollte gerne etwas anwendungsnahes machen und Medizin und Biologie interessieren mich sehr. Ich achte immer sehr darauf, dass ich eine umfassende naturwissenschaftliche Grundausbildung habe, also nicht nur in Physik und Chemie.

Sie haben gesagt, dass Sie sich auch andere Universitäten angesehen haben. Was hat Sie dann dazu gebracht, sich doch wieder für die TUM zu entscheiden?

Die Forschung, die an der TUM einfach unfassbar interessant und vielseitig ist. Das wird im Master nochmal wichtiger, ich habe es aber auch schon im Bachelor mitbekommen. In der Bachelor-Arbeit habe ich mich zum Beispiel mit DNA-Origami beschäftigt. Wo sonst kann man das schon machen? Ein weiterer Grund war die vielfältige Zusammenarbeit mit den Kliniken, die gerade für meinen Studiengang besonders wichtig ist.

Haben Sie sich für eine Spezialisierung in dem Studiengang entschieden?

Ja, ich habe mich auf Bildgebung fokussiert; in meinem ersten Master-Semester habe ich dann auch nur Veranstaltungen zur Bildgebung belegt. Ich habe auch eine Werkstudentenstelle in diesem Bereich – ich arbeite bei einem Start-up, das sich auf optoakustische Bildgebung spezialisiert hat.  

Haben Sie dann auch schon eine Vorstellung, was Sie nach dem Studium beruflich machen möchten? 

Noch nicht so ganz konkret. Aber ich kann mir gut vorstellen, irgendwann als Medizinphysiker zu arbeiten. Zum Beispiel auf dem Gebiet der Strahlenphysik. Auf jeden Fall würde ich gerne in der Klinik arbeiten; da kämen für mich aber auch andere Bereiche in Betracht, wie zum Beispiel Genetik oder Tumorforschung.

Haben Sie sich schon intensiver mit diesen Themen beschäftigt?

Ja, ich habe gerade eine Vorlesung zur Tumorforschung gehört. Diese wurde von der medizinischen Fakultät angeboten – da habe ich auch davon profitiert, dass man im Studiengang Biomedical Engineering and Medical Physics aus vielen verschieden Vorlesungen an unterschiedlichen Fakultäten auswählen kann. Da ist man wirklich sehr flexibel.

War das eine Vorlesung für Mediziner?

Für Biologen und Mediziner. Sie heißt Molekulare Zellbiologie der Tumorentstehung. Ich habe in diesem Semester die meiste Zeit auf diese Vorlesung verwendet, denn ich musste mich in die Grundlagen der Zellbiologie einarbeiten und das entsprechende Vokabular lernen. Das fand ich alles sehr, sehr interessant. Ich muss auch eine Hausarbeit machen und arbeite dafür an einem spannenden Projekt, bei dem es darum geht, das Gen auszuschalten, das Narkolepsie, die sogenannte Schlafkrankheit, verursacht.

Das Studium im Sommersemester hat im digitalen Format stattgefunden. Wie fanden Sie das?

Ich mochte die Flexibilität sehr. Dadurch, dass viele Vorlesungen aufgezeichnet sind, kann ich zum Beispiel zwei Vorlesungen belegen, die sonst zur selben Zeit an ganz verschiedenen Orten stattfinden. Ich musste sonst auch immer sehr genau planen, an welchen zwei Tagen in der Woche ich arbeite und an welchen drei ich an der Uni bin. Das schränkte meine Auswahl der Vorlesungen ein, weil ich zusehen musste, dass ich nur Vorlesungen belege, die in diesen drei Tagen angeboten werden. Das ist dank der Online-Lehre in diesem Semester völlig weggefallen.

Könnten Sie sich dann vorstellen, dass die Vorlesungen auf Dauer im digitalen Modus bleiben?  

Ja, das könnte ich mir vorstellen, aber einige Präsenzelemente sollte es doch geben. Zum Teil fehlt mir gerade die Interaktion. Manche Dozentinnen und Dozenten achten sehr auf die Interaktion mit den Studierenden und bieten Live-Vorlesungen an oder Möglichkeiten für den Austausch in einem Forum. Andere laden einfach die Vorlesungen hoch. Da sammeln sich im Laufe des Semesters viele Fragen an und es ist schwierig diese per E-Mail zu klären. Man kann sich natürlich die Aufnahme nochmal anschauen und dann die Fragen googeln, aber es bleibt immer dieser Rest, den man am einfachsten im Gespräch klären könnte.

Tauschen Sie sich dann mit Ihren Kommilitonen aus?

Das war in dem Semester auch schwieriger. Normalerweise ist es so, dass sich innerhalb kürzester Zeit ganz natürlich Arbeitsgruppen von zwei oder drei Studierenden bilden, in denen wir uns gemeinsam die Inhalte erarbeiten. Gerade in Vorlesungen, in denen ich niemanden kenne, ist das in diesem Semester weggefallen, und ohne die Diskussionen fühle ich mich auch für die Klausuren schlechter vorbereitet. In einigen Veranstaltungen habe ich eine Person gefunden, mit der ich mich per Videokonferenz treffe. Aber da wäre es auch besser, sich nicht nur zum produktiven Lernen zu treffen, sondern vorher auch mal einen Kaffee zusammen zu trinken. Langfristig wäre es gut, wenn sich die Flexibilität der Online-Lehre mit mehr Präsenzelementen kombinieren ließe.


Autor: Paul Piwnicki